Der Tagebau Hambach ist der größte Braunkohlentagebau im Rheinischen Braunkohlerevier und die größte Braunkohlegrube Europas. Mit ≈ 299 m unter NHN bildet der tiefste Punkt des Tagebaus Hambach die tiefste künstliche Senke Europas.
Geschichtlicher Hintergrund
1978 wurde mit dem Aufschluss des Tagebaus begonnen, im Januar 1984 wurde die erste Braunkohle gefördert.
Das Genehmigungsverfahren für den Tagebau Hambacher begann 1974, kurz nach dem »Ölpreisschock«, der wiederum durch den Jom-Kippur-Krieg ausgelöst wurde. Aus Protest gegen die Solidarität westlicher Staaten mit Israel beschloss die Organisation der erdölexportierenden arabischen Staaten, die OAPEC, die Fördermenge herunterzufahren, woraufhin sich der Ölpreis auf den Weltmärkten drastisch verteuerte, was eine Wirtschaftsrezession nach sich zog. Die westdeutsche Regierung unter dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt verfolgte das politische Ziel, die Abhängigkeit von Erdöl zu verringern durch den Ausbau der Atomkraft und der inländischen Kohleförderung. Im Jahr 2021 bezog die BRD ca. ein Drittel des importierten Rohöls aus Russland – was sich spätestens mit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine als ebensolche Abhängigkeit offenbarte.
„Die Ölkrise“ (Bericht bei BR2)
„Januar 1984 – Braunkohleförderung im Tagebau Hambach beginnt“ (WDR2)
Zerstörte Siedlungen
Durch den Tagebau wurden mehrere Siedlungen devastiert (abgebaggert). Das bereits in großen Teilen leergezogene Dorf Morschenich bleibt auf Grund des vorgezogenen Kohleausstiegs entgegen ursprünglicher Planungen doch bestehen. Mit der Aufgabe der Reaktivierung dieses Dorfes befasste sich direkt vor Ort die „Temporäre Universität Hambach“ in einer öffentlichen Projektwoche.
Zerstörte Umwelt
Für den Tagebau Hambach wurde insbesondere ein großes Waldgebiet, der Bürgewald – bekannter als Hambacher Forst – weitgehend gerodet. Vor Beginn des Tagebaus hatte der Bürgewald eine Fläche von 4100 Hektar – gegenwärtig sind davon noch etwa 650 Hektar übrig, um dessen Erhalt erbitterter Widerstand geleistet wurde. Zum Vergleich: Die Landesfläche von NRW ist mit ca. 934.800 Hektar Wald bestanden.
Perspektive
Die Einstellung der Kohleförderung im Tagebau Hambach ist entsprechend dem Kohleausstiegsgesetz für 2029 geplant. Anschließend soll das Tagebaurestloch mit Wasser aus dem Rhein verfüllt werden. Für den Fluss Erft wird die Tagebaustilllegung starke Auswirkungen haben, da gegenwärtig das vom Tagebau abgepumpte Grundwasser in die Erft eingeleitet wird (was dann entfällt). Der entstehende „Hambachsee“ wird voraussichtlich eine Fläche von 35 km2 und eine Tiefe bis zu 400 m haben. Das berechnete Volumen von 3,6 Mrd m3 entspricht etwa dem 144-fachen des Blausteinsees. Für die Flutung des etwa 25 Mio m3 beinhaltenden Blausteinsee war etwa die dreifache Wassermenge notwendig, um die Versickerungs- und Verdunstungsverluste auszugleichen. Entgegen der ursprünglichen Annahme muss der Blausteinsee nach wie vor – möglicherweise für weitere Jahrzehnte – regelmäßig „nachgefüllt“ werden. Beim „Hambachsee“ könnte sich ein ähnliches Szenario einstellen, vor dem Hintergrund der ansteigenden Durchschnittstemperatur (Klimawandel) und prognostizierter vermehrter Dürrephasen.